konzertverein kassel e. V.
in Kooperation mit der
Kunsthochschule Kassel
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Die Preisträger des Wettbewerbs 2011
Das erste Streichquartett des jungen Komponisten Mario Wiegand in einer Einspielung durch das Vogler Quartett diente als Vorlage für den Wettbewerb classic-clip 2011.

Die Preisverleihung fand statt am 6. Mai in der documenta-Halle Kassel während des Musikfests Kassel »Moments Musicaux« 2011.

Unter den zahlreichen Einreichungen hatte die Jury die folgenden Beiträge ausgewählt:


Jonas Ungar – 1. Preis

Umschleierter Todestanz im Dreiviertel-Takt. Musik von Mario Wiegand, erstes Streichquartett, 2. Satz: Presto. Es tut sich optisch wenig und doch sehr viel im Auge und Herzen des Clip-Betrachters. Dieser gewöhnt sich proportional zum Tempo der Musik nur langsam an die grüngesättigte Grundierung des Kampfgeländes für eine Spinne und eine Fliege. Und doch: die Musik wie das Event dieses »natürlichen« Überlebenskampfes geben unbarmherzig und doch so einträchtig wie selten erlebbar den Rhythmus vor; und auch im scheinbar beruhigten langsamen Zwischenteil des Satzes gelingt es dem Regisseur Spannungsverlusten vorzubeugen. Ein äußerst eigenwilliges Verfahren, sich mittels (hier immer noch) klassischer Musik okkasionelle filmische Sequenzen anzueignen. Ein Experiment, das dem Üblichen – zumindest was man dafür hält – erfolgreich aus dem Wege geht.




Oliver Rossol – 2. Platz

Blütenträume in Schwarz-Weiß in einer Örtlichkeit im Irgendwo. Gespinstige Impressionen – wie durch ein Okular – in expressiver Verdichtung. Wiegands Streicherklänge untermauern diese Visualität. Das Auge der Kamera gleitet im Fliegenabstand über menschliche Haut. Ein Wimpernzucken lang erkennt man, wie sich ein Finger am Rosengespinst sticht; Blut benetzt das Parkett. War es ein Prinz? Der sich … wie bei den Grimms …? Des Komponisten post-postromantische Ekstatik filtriert und verstärkt zugleich diese manischen, fast in photographische Stills abgleitenden Bilderfolgen ungemein.




Miriam Steen – 3. Preis

Eisige Weiten, kristallene Winterfarbspiele. Nebel lichten sich, legen flüchtigen Blick frei auf Industrieschlote, die eine urbane Silhouette rahmen. Eine strahlend aufleuchtende Barockkirche durchbricht das sinistre Panorama. Auf einem Helden-Platz tänzelt ein sibirisches (?) Hochzeitspärchen durch den Schnee. Dazwischen versprühen irisierende Lichterketten die Welt des Konsums, der den vorangestellten Wirklichkeiten Hohn spricht. Unvermittelt ein Kindergesicht, eingemummelt von der unendlichen Weite einer (Meeres-)Ebene – im Seitenblick die Silhouette des Winterpalastes … Mario Wiegands erster Satz aus seinem Streichquartett verströmt in diesen Bildern – in lässig gravitätischem molto sostenuto – einen bitteren Geruch von vergangener Schönheit und gegenwärtiger Hässlichkeit.




 




 

Die Musik 2011

Vogler Quartett

Mario Wiegand
Streichquartett Nr. 1

1  Molto sostenuto
2  Presto
3  Lento assai

» Info und hören


Die Jury


Der Jury gehörten an:
Prof. Joel Baumann
Leitung Visuelle Kommunikation Kunsthochschule Kassel
Mark-Christian von Busse Kulturredaktion HNA
Prof. Stephan Forck
Cellist Vogler Quartett, Musikhochschule Stuttgart
Susanne Minke
Filmerin, Regisseurin, Absolventin der Kunsthochschule Kassel
Karl Gabriel von Karais Kulturjournalist, künstlerischer Beirat Konzertverein Kassel
Ruth Wagner
Kulturamt der Stadt Kassel, Abteilung Kulturförderung
Mario Wiegand
Komponist