Unter dem Titel »Im Wandel der Zeit«« lädt das Musikfest Kassel 2024 nicht nur in neue Veranstaltungsräume, sondern unternimmt mit einem kontrastreichen Programm zwischen Klassik und Moderne musikalische Expeditionen, die das Publikum mit stilistischen Grenzgängen und intensiven musikalischen Momenten faszinieren wird. Dabei werden Werke des klassisch-romantischen Repertoires und Kompositionen des zwanzigsten und einundzwanzigsten Jahrhunderts einen weiten Horizont eröffnen: Von Robert Schumann bis Györgyi und Lukas Ligeti, von Wolfgang Amadeus Mozart bis Olivier Messiaen, von Brahms bis Charles Ives.
Um dies Konzept gelingen zu lassen, werden wie immer prominente Ensembles, Solistinnen und Solisten nach Kassel kommen, die auf internationalen Konzertpodien unterwegs sind. Darunter das Aris Quartett, eines der erfolgreichsten Kammermusikensembles der jüngeren Generation, das in den letzten Jahren die Konzertsäle Europas und Amerikas erobert hat. Für das Abschlusskonzert schließt sich ihnen Nico Treutler, Solocellist des Staatsorchesters Kassel, an. Wir freuen uns zudem wieder auf eines der brillantesten Klaviertrios der Gegenwart: das Morgenstern Trio, das als höchst willkommener Gast unserem Festival seit Jahren die Treue hält. Diesmal wird es mit profilierten Solisten zusammenarbeiten: der Klarinettistin Nicola Jürgensen und dem Hornisten Yun Zeng (Berliner Philharmoniker). Das Amelio Trio wird sein Debut beim Musikfest geben. Es gehört unbestreitbar zu den Senkrechtstartern der Kammermusikszene und hat vor Kurzem beim ARD-Musikwettbewerb internationale Aufmerksamkeit erregen können.
Der gerade erst neu eröffnete Konzertsaal im Palais Bellevue bietet eine interessante Mischung aus sachlicher Binnenarchitektur und historischem Charme, aus intimer Raumwirkung und lichtdurchfluteter Transparenz. Die unmittelbare anschließende Gartensituation mit Catering wird in den hellen Mittsommernächten das ihre zu einer anregenden Festivalatmosphäre beitragen.
Und es wird wieder die Gelegenheit geboten, eine Auswahl aus den über 250 Videoclips zu sehen, die im Rahmen des vom Konzertverein Kassel veranstalteten Wettbewerbs classic-clip entstanden sind. Zu Musikstücken von Robert Schumann, Leoš Janáček, Georg Friedrich Händel, Claude Debussy, Johannes Brahms und Igor Stravinsky gibt es ganzes Feuerwerk von visuellen Einfällen und atemberaubenden Filmideen zu bestaunen. 2023 fand bereits die siebte Preisverleihung, wie immer in den Sektionen für Studierende sowie Schülerinnen/Schüler, während des Musikfests in der documenta-Halle statt.
Viele Mosaiksteine tragen dazu bei, dass wieder eine Festival-Atmosphäre entstehen wird, die KünstlerInnen und Publikum in besonderer Weise miteinander verbindet. So etwa die Möglichkeit, Ensembles bei der Probenarbeit zu erleben oder in den Pausen und nach den Konzerten mit den MusikerInnen ins Gespräch zu kommen. Und nicht zuletzt: bereits ab 18 Uhr lädt die Musikfest Lounge mit kleinen kulinarischen Extravaganzen zur Einstimmung auf den Konzertabend.
Ihr Musikfestteam
Konzertverein Kassel
SCHIRMHERR: OBERBÜRGERMEISTER SVEN SCHOELLER
Das Morgenstern Trio eröffnet das Musikfest Kassel mit Werken von Györgyi Ligeti, Gabriel Fauré und Johannes Brahms. Als Gast tritt Yun Zeng, Solohornist der Berliner Philharmoniker, an die Seite des Ensembles, um zwei korrespondierende Kammermusikwerke aus den Jahren 1865 und 1982 – von Ligeti und Brahms – zur Aufführung zu bringen.
Györgyi Ligeti Trio für Violine, Horn und Klavier (1982)
Gabriel Fauré Sonate für Violoncello und Klavier g-Moll op. 117 (1921)
Johannes Brahms Trio für Horn, Violine und Klavier Es-Dur op. 40 (1865)
Morgenstern Trio
Stefan Hempel, Violine ∙ Emanuel Wehse, Violoncello ∙ Catherine Klipfel, Klavier
Als Gast: Yun Zeng, Horn
»Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen, denn andere Wasser strömen nach.« Heraklit
Das Morgenstern Trio spielt Werke von Ernest Bloch, Joseph Haydn und Olivier Messiaen.
Das ergreifende, autobiographisch wie spirituell tief durchdrungene Werk »Quatuor pour la fin de temps« schrieb Messiaen 1941 im Kriegsgefangenenlager Görlitz. Es gilt als eines der Schlüsselwerke der französischen Moderne. Mitwirkende: Nicola Jürgensen, Klarinette
Ernest Bloch Three Nocturnes (1925)
Joseph Haydn Trio E-Dur Hob.XV:28 (1797)
Olivier Messiaen Quatuor pour la fin des temps (1941)
Morgenstern Trio
Stefan Hempel, Violine ∙ Emanuel Wehse, Violoncello ∙ Catherine Klipfel, Klavier ∙
Als Gast: Nicola Jürgensen, Klarinette
»Die Freiheit ist für Künstler notwendig. Indem sie ihre Zukunft wählt, schafft die Freiheit neue Vergangenheit, und das ist es, was uns aufbaut«
Olivier Messiaen
Dienstag 11. Juni 2024 ∙ Palais Bellevue
11 Uhr Öffentliche Probe
ab 17 Uhr Präsentation Videowettbewerb CLASSIC-CLIP
ab 18 Uhr Musikfest Lounge
19 Uhr Konzert
Ein Konzert der Kompositionsinitiative Kassel (KIK).
Dieser Abend wird ein großes Experiment für alle Beteiligten, Publikum, Interpreten und Komponisten. Denn nicht nur erklingen sieben Werke von Mitgliedern der Kompositionsinitiative Kassel zum Thema Zeit, von denen die meisten Uraufführungen sind. Sondern die einzelnen Werke werden durch Interludien ohne jede Unterbrechung (bis auf eine große Pause) miteinander verbunden. Und diese Interludien »musiziert« das Publikum!! Es ist also ein großer, ständig wechselnder Strom von Musik, in den das Publikum als Hörer und Ausführende mit eingebunden ist. Lassen Sie sich überraschen!!
Begrüßung
Martin Forciniti Romanze für Violoncello und Klavier (2024) UA
∙ Interludium
Diego Jascalevich Neues Werk für Violoncello, Altflöte und Klavier (2024) UA
∙ Interludium
Jens Josef Duettino »Zeitzonen« für Altflöte und Tenorsaxophon (2024) UA
∙ Interludium
Werner Kirschbaum SOMETIMES DORMANT (2020) für Tenorsaxophon und Klavier
Musa Nkuna Trio für Horn, Violine und Klavier (2023) UA
∙ Interludium
Michael Töpel Diptychon für Violine und Klavier (2020/2023) UA
∙ Interludium
Ulli Götte Neues Werk für Violine, Violoncello und Klavier (2024) UA
Nina Osina, Violine ∙ Gang Wang, Violoncello ∙ Vera Osina, Annette Töpel, Michael Müller, Klavier ∙ Jens Josef, Altflöte in G ∙ Matthias Schubert, Tenorsaxophon ∙ N.N. Horn
Donnerstag 13. Juni 2024 ∙ Palais Bellevue
11 Uhr Öffentliche Probe
ab 17 Uhr Präsentation Videowettbewerb CLASSIC-CLIP
ab 18 Uhr Musikfest Lounge
19 Uhr Konzert
Das Amelio Trio interpretiert Werke von Joseph Haydn, Charles Ives und Johannes Brahms.
Die Süddeutsche Zeitung beschreibt die Bühnenwirkung des Preisträgerensembles des letztjährigen ARD-Musikwettbewerbs so: »…eine elektrisierende Interpretation, bei der man jede Sekunde lang aufmerksam blieb«.
Joseph Haydn Trio Es-Dur Hob.XV:29
Charles Ives Klaviertrio (1904/1911)
Johannes Brahms Klaviertrio C-Dur op. 27 (1882)
Amelio Trio
Johanna Schubert, Violine ∙ Merle Geißler, Violoncello ∙
Philipp Kirchner, Klavier
»This may not be a nice way to write music, but it’s one way! – and who knows the only real nice way?« Charles Ives
Freitag 14. Juni 2024 ∙ Palais Bellevue
11 Uhr Öffentliche Probe
ab 17 Uhr Präsentation Videowettbewerb CLASSIC-CLIP
ab 18 Uhr Musikfest Lounge
19 Uhr Konzert
Das Aris Quartett spielt Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy, Lukas Ligeti und Ludwig van Beethoven, unter anderem das neue Streichquartett von Lukas Ligeti, dem umtriebigen Schlagzeuger und Komponisten, Sohn des berühmten Doyens der Neuen Musik Györgyi Ligeti: ein Kammermusikwerk aus dem Jahr 2024.
Felix Mendelssohn Streichquartett Nr. 1 Es-Dur op. 12 (1829)
Lukas Ligeti »Neostasis« Streichquartett Nr. 4 (2024)
Ludwig van Beethoven Streichquartett a-Moll op. 132 (1825)
Aris Quartett
Anna Katharina Wildermuth, Violine ∙ Noémi Zipperling, Violine ∙
Caspar Vinzens, Viola ∙ Lucas Sieber, Violoncello
»Alles muss sich ändern, wenn alles so bleiben soll, wie es ist.«
Giuseppe Tomasi di Lampedusa
Samstag 15. Juni 2024 ∙ Palais Bellevue
11 Uhr Öffentliche Probe
ab 17 Uhr Präsentation Videowettbewerb CLASSIC-CLIP
ab 18 Uhr Musikfest Lounge
19 Uhr Konzert
Das Aris Quartett mit Werken von Fanny Hensel, Györgyi Ligeti und Robert Schumann. Erstaufführung der 2024 neu erscheinenden Kammermusikversion des Violoncellokonzerts von Robert Schumann.
Der Solocellist des Staatsorchesters Kassel, Nico Treutler, widmet sich dem Solopart des berühmten Spätwerks Schumanns.
Fanny Mendelssohn-Hensel Streichquartett Es-Dur (1834)
György Ligeti »Métamorphoses nocturnes« Streichquartett Nr. 1 (1954)
Robert Schumann Konzert für Violoncello a-Moll op. 129 (1850), Fassung für Violoncello und Streichquartett (Erstaufführung)
Aris Quartett
Anna Katharina Wildermuth, Violine ∙ Noémi Zipperling, Violine ∙
Caspar Vinzens, Viola ∙ Lucas Sieber, Violoncello
Als Gast: Nico Treutler, Violoncello
»Nichts in der Geschichte des Lebens ist beständiger als der Wandel«
Charles Darwin
SCHIRMHERR: OBERBÜRGERMEISTER SVEN SCHOELLER
Das MUSIKFEST KASSEL machte in diesem Mai die documenta-Halle zum interessantesten Konzertsaal der Stadt. Wie immer waren prominente Interpretinnen und Interpreten zu Gast:
Die bekannte Pianistin Ragna Schirmer, der international gefeierte Cellist Claudio Bohórquez und der pianistische Senkrechtstarter Florian Noack aus Belgien. Zudem eines der brillantesten Klaviertrios der Gegenwart: das Morgenstern Trio. Und last but not least das Eliot Quartett, dessen steile Karriere auf internationalen Konzertpodien niemanden verwundert, der die jungen Künstler live erlebt hat.
Die Programme umspielten das Werk eines der berühmtesten Exilanten des vergangenen Jahrhunderts: Sergej Rachmaninov, dessen 150. Geburtstag die Musikwelt am ersten April feierte. Brillant, hochvirtuos und zugleich tiefgründig und tieftraurig sind die Kompositionen, die der stets aristokratisch auftretende »godfather of piano« hinterlassen hat. Wir warfen in
unserer Konzertwoche einen Blick insbesondere auf seine Kammermusik, darunter manche Werke, die sich für viele als höchst interessante Neuentdeckungen herausstellten.
Zum mittlerweile siebten Male wurde der Wettbewerb classic-clip ausgeschrieben, diesmal mit Orchesterstücken von Igor Stravinsky. An jedem Tag des Festivals wurden nachmittags die neuen Filme im Videokabinett bei freiem Eintritt gezeigt. Und bereits ab 18 Uhr gab es in der Musikfest Lounge mit kleinen kulinarischen Extravaganzen einen Willkommensgruß als Einstimmung auf den Konzertabend.
Vieles war beim Musikfest Kassel zu entdecken und zu erleben – nur eines nicht: Langeweile. Seien Sie auch im nächsten Jahr wieder mit dabei!
Walter Lehmann, Vorsitzender des Konzertvereins,
bei der Begrüßung zur Eröffnung des Musikfests 2023 (Foto: Jule Helene Leinpinsel)
16. Mai 2023
Mit einem tollen Auftakt hat sich das Musikfest Kassel in diesem Jahr zurückgemeldet. Das Kammermusikfestival in der documenta-Halle, das in den documenta-Jahren stets pausiert, hatte zum Eröffnungskonzert am Dienstag das renommierte Morgenstern-Trio eingeladen. (...) Das Programm »Stimmen der Frühe« beleuchtete die Zeit um 1900, wobei »Frühe« sich auf die Tageszeit wie auf Werke aus frühen Schaffensphasen beziehen konnte. (...) Es folgte mit dem »Trio élégiaque« ein Frühwerk Sergej Rachmaninovs, dessen 150. Geburtstag das Musikfest in diesem Jahr feiert. Wäre das Konzert ein Menü mit fünf Gängen, dann wäre dies die kalorienreichste Speise gewesen. (...) Höchst intensiv wurde es erneut bei Maurice Ravels »Trio«, (...) das an Klanggewalt und Virtuosität alle Grenzen sprengt. (...) Der Geiger Stefan Hempel, der in Kassel lehrende Cellist Emanuel Wehse und die Pianistin Catherine Klipfel wurden für ihre intensiven Interpretationen mit jubelndem Beifall belohnt. Werner Fritsch / HNA 18. Mai 23 (Foto: Jule Helene Leinpinsel)
Morgenstern Trio
Stefan Hempel, Violine ∙ Emanuel Wehse, Violoncello ∙ Catherine Klipfel, Klavier
Lili Boulanger D’un matin de printemps
Claude Debussy Premier Trio en Sol
Sergej Rachmaninov Trio élégiaque
Mel Bonis Matin op. 76
Maurice Ravel Trio
»La plus grande force du monde est le pianissimo« (Maurice Ravel)
Publikum und Presse feiern das Morgenstern Trio für höchsten kammermusikalischen und technischen Anspruch: es fasziniert mit gereiften Interpretationen und der Ausarbeitung feinster Nuancen. Vor allem die unüberhörbare Lust am gemeinsamen Ausdruck, die stets spürbare Neugier, die Unmittelbarkeit der Spielfreude der drei Musiker ziehen das Publikum in ihren Bann, nicht zuletzt bei seinen zahlreichen gefeierten Tourneen durch die Vereinigten Staaten. Die reizvollen Gegensätze der Gattung in einem homogenen Gesamtklang auszubalancieren, ist die große Herausforderung beim Klaviertriospiel. Durch ebenso gewissenhafte wie kreative Beschäftigung mit dem Repertoire gelingt es dem
Morgenstern Trio immer wieder auf beeindruckende Weise, dieses Ideal Wirklichkeit werden zu lassen. So zieht es seine Zuhörer mit jedem Takt in Bann: Unvergleichlich, unvergeßlich!
17. Mai 2023
Das Cello gilt als äußerst »romantisch«, nur das Horn mag ihm dieses Attribut streitig machen. Am Mittwochabend gab es beim Musikfest einen Celloabend, der keine Wünsche offen ließ. Zu Gast: Claudio Bohórquez, einer der berühmteren Vertreter der Cellistenzunft unserer Tage. (...) Hauptwerk des Abends war die Sonate op.19 für Cello und Klavier von Sergej Rachmaninov. Ein nicht versiegender Strom, ein geben und nehmen zwischen den gleiberechtigten Instrumenten. Péter Nagy am Flügel war nicht nur ein Begleiter, sondern ein vorzüglicher Pianist, der den komplexen Part aus dem typischen Rachmaninov-Universum stoisch, aufmerksam, mitfühlend zelebrierte. Bohórquez stand, auch wenn die Komposition das so nicht unbedingt nahelegt, dennoch, und nicht nur räumlich, im Vordergrund. Er verstand es, seinen Anteil vielfarbig, abwechslungsreich in großen Bögen zu formen. (...) Die gut hundert Besucher erklatschten am Ende eines außergewöhnlich guten Kammerkonzerts zwei Zugaben: Bearbeitungen eines ungarischen Tanzes und eines Liedes von Johannes Brahms.
Johannes Mundry / 18. Mai 23 (Foto: Andreas Fischer)
Claudio Bohórquez (Violoncello) und Péter Nagy (Klavier)
Robert Schumann Drei Fantasiestücke für Klavier und Violoncello op. 73
Sergej Rachmaninov Sonate g-Moll für Violoncello und Klavier op. 19
Antonín Dvořák Ž Sumavy (Aus dem Böhmerwald) op . 68, Nr. 5
Johannes Brahms Sonate für Klavier und Violoncello F-Dur op. 99
»Do not waste your time with music that is ignoble.
Life is too short.« (Sergej Rachmaninov)
Der in Deutschland geborene Cellist peruanisch-uruguayischer Abstammung zählt zu den gefragtesten Musikern seines Fachs. Als Schüler von Boris Pergamenschikow war Claudio Bohórquez schon früh bei internationalen Wettbewerben wie dem Tschaikowsky-Jugendwettbewerb in Moskau oder dem Rostropowitsch-Wettbewerb in Paris erfolgreich. Neben zahlreichen CD-Einspielungen, Rundfunkaufnahmen und Fernsehauftritten wirkte Claudio Bohórquez als Interpret für den Soundtrack von Paul Englishby zum Film »Ten Minutes Older – The Cello« mit, der weltweit in den Kinos zu sehen war. Gemeinsam mit dem Maler Klaus-Peter Kirchner entwickelte Claudio Bohórquez das Installations-Projekt »Raum für Pablo
Casals« als Hommage an diesen großen Cellisten. Im Juli 2018 erschien bei Berlin-Classics eine CD mit den Sonaten von Johannes Brahms und einigen Bonustracks gemeinsam mit Claudio Bohórquez‘ Duo-Partner Péter Nagy.
(Fotos: Gina Gorny, kocka focuspoint)
18. Mai 2023
Beethoven und Co., Klavier und Schlagwerk: Geht das zusammen, darf man das? Man darf, befanden die Pianistin Ragna Schirmer und Schlagwerker Matthias Daneck und kreieren seither atemberaubende Klangwelten, an denen der geneigte Enthusiast teilhaben kann. Und so entstehen denkwürdige Konzerterlebnisse, wie das in der documenta-Halle beim Musikfest Kassel. (...) Grandios die »Bilder einer Ausstellung«, was als eines der programmatischsten Werk gilt, und wenn es da noch eine Steigerung gäbe, wäre sie bei Schirmer und Daneck zu finden. Das Xylophon veredelt über den Bordunbässen des Klaviers das Gemäuer des alten Schlosses, wuchtige Akkorde und Tremoli im Klavier führen zu den Knochen in den Katakomben. Am Ende vereint ich die Virtuosität zu majestätischer Klangfülle im Finalsatz. Synergie, Energie und fast schon Synästhesie – sinnlicher kann ein Konzert kaum sein. (...) Das Publkum dankte mit Ovationen und wurde mit einer Zugabe aus einer Projektidee, die, soviel wurde verraten, nach Spanien führt, belohnt. Susanna Weber / HNA 20. Mai 23 (Foto: Jule Helene Leinpinsel)
Duo Piacussion –
Ragna Schirmer (Klavier) und Matthias Daneck (Percussion)
Ludwig van Beethoven Fantasie op. 77
Maurice Ravel Miroirs
Modest Mussorgski Kindheitserinnerungen
Modest Mussorgski Bilder einer Ausstellung
»Music is enough for a lifetime – but a lifetime is not enough for music.« (Sergej Rachmaninov)
Ragna Schirmers Mut und Lust auf Genres, die nicht unbedingt zu ihrem »Metier« zählen, gehören inzwischen zu ihrem Markenzeichen. Ein neues szenisch-musikalisches Experiment ist ihre Zusammenarbeit mit dem Percussionisten Matthias Daneck. Als »Duo Piacussion« treten beide seit 2022 auf. Die beiden Musiker spüren dem Rhythmus in bedeutenden Klavierkompositionen nach, gehen mit ihm kreativ um und erweitern ihn auf vielfältige Weise. Sie bedienen sich hierzu sowohl der Vorlagen durch vom Komponisten selbst markierte Akzente als auch der vorhandenen Adaptionen mancher Klavierstücke aus dem Orchestergenre – denn dort tritt mittels der
Verwendung des Schlagwerks die Intention der Komponisten deutlich zutage. Ein mitreißender Effekt: Musikalische »Bilder«, die sich gleichsam zu einem »Spiegel« ihrer selbst spannungsvoll verdichten.
(Fotos: David Schönhaus, Maike Helbig)
19. Mai 2023
»Beim Transkribieren gibt es mehrere Freuden. Die letzte ist die physische Aneignung eines bisher unzugänglichen Werkes, das nicht für mein Instrument geschrieben wurde. Das eigentliche Schreiben des Transkripts ist ziemlich aufregend; dem Gesamteindruck möglichst nahe zu kommen, den eine Jazzband, ein Zigeunerensemble, ein Orchester oder vier Cembali im Zusammenspiel hervorrufen. Es erfordert eine Form von Kreativität und Einfallsreichtum, die mich dazu zwingt, mein Instrument anders anzugehen, auf der Suche nach neuen Texturen, Reichtum, Farben oder Möglichkeiten meine zehn Finger zu kombinieren. (…) Ich verwende die Orchesterpartitur im allerletzten Moment, da ich denke, dass das Aussehen einer Partitur irreführend sein kann. Mein Fokus liegt darauf, »wie es klingt« und durch welche Wirkung ich mir vorstellen kann, dass dieser Klang auf dem Klavier suggeriert wird.« Florian Noack (Foto: Jule Helene Leinpinsel)
Florian Noack, Klavier
Franz Schubert Sonate in B-Dur D 960Florian Noack wurde 1990 in Brüssel geboren. Im Alter von zwölf Jahren kam er im Rahmen des Programms für »herausragende junge Talente« an die Chapelle Reine Elisabeth. Im Fortgang seiner Karriere wurde bei rund 20 internationalen Wettbewerben ausgezeichnet, so auch beim Internationalen Rachmaninov-Wettbewerb, beim Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerb und beim Internationalen Musikwettbewerb Köln. Florian Noack fiel sehr schnell durch seine Leidenschaft für seltene Werke des romantischen und postromantischen Repertoires auf. So stehen auf seinen Konzertprogrammen oft Komponisten wie Ljapunow, Alkan, Medtner und Dohnányi. In der Tradition von großen Pianisten der Spätromantik transkribiert Florian Noack Orchesterwerke für sein Instrument und bringt sie in dieser hochvirtuosen Gestalt
zur Aufführung. Wie bei Liszt wird hier der Horizont des technisch Möglichen immer wieder experimentell überschritten und entgrenzt. Es sind Paradestücke nur für wenige Pianisten, nämlich solche, die auf einer extrem anvancierten Ebene oberhalb jeder technischen Materialgebundenheit souverän zu agieren vermögen.
(Foto: Danilo Floreani)
20. Mai 2023
Der volle, warme Klang, der auch bei den leisesten Piano-Stellen nie an Substanz verliert, ist ein Markenzeichen des Eliot Quartetts. Davon konnte man sich beim Konzert »Dunkel, fast Nacht« des Musikfests Kassels überzeugen, das damit eines der besten jüngeren Streichquartette präsentierte. (...) Die beiden selten aufgeführten frühen Streichquartette von Sergej Rachmaninov, mit nur zwei Sätzen Fragment geblieben, liegen dem Quartett am Herzen. Das zweite Werk g-Moll von 1896 ist noch wenig innovativ, das eindrucksvolle Andante sostenuto mit einfachen Mitteln gearbeitet, wurde aber durch die Interpretation in intensiven, fahlen und düsteren Farben zum eindrucksvollen Hörerlebnis. (...) Johannes Brahms‘ c-Moll-Quartett zum Abschluß: Hier profitierte das Quartett von seiner großen technischen Souveränität und sonoren Tongebung. (...) viel Beifall, Bravorufe – und eine Rachmaninov-Zugabe für die rund 100 Zuhörer. Christiana Nobach/ HNA 22. Mai 23 (Foto: Jule Helene Leinpinsel)
Eliot Quartett
Maryana Osipova, Violine ∙ Alexander Sachs, Violine ∙
Dmitry Hahalin, Viola ∙ Michael Preuss, Violoncello
Sergej Rachmaninov Streichquartett Nr. 2 g-Moll
Dmitri Schostakowitsch Streichquartett Nr. 3 F-Dur op. 73
Johannes Brahms Streichquartett Nr. 2 a-Moll op. 51
»Music is the sister of poetry and her mother is sorrow.«
(Sergej Rachmaninov)
Das international besetzte Eliot Quartett – die Mitglieder stammen aus Russland, Kanada und Deutschland – wurde 2014 in Frankfurt gegründet und zählt bereits vier Jahre später zu den profiliertesten Streichquartetten der jüngeren Generation. Es ist Preisträger mehrerer nationaler und internationaler Wettbewerbe. Vor allem im Jahr 2018 machten die jungen Musiker mit einer Bilanz von insgesamt vier Preisen renommierter Wettbewerbe auf sich aufmerksam: Einem zweiten Preis beim Mozartwettbewerb Salzburg folgte der zweite Preis bei der Melbourne International Music Competition, sodann der Preis des Deutschen Musikwettbewerbs (mit nicht weniger als 3 Sonderpreisen) sowie schließlich der erste Preis (mit Sonderpreis für die beste Werkinterpretation) bei der Karol Szymanowski Competition. Jeder der vier jungen
Musiker verfolgt zudem eine beachtliche individuelle Instrumentalkarriere, die sich auf deutschen und internationalen Podien abspielt. Alfred Brendel über das Eliot Quartett: »Ihre Aufführung von Beethoven’s Opus 132, vor allem des perfekt duchgehaltenen und berührenden langsamen Satzes, war eine der überzeugendsten, die ich je gehört habe.« (Foto: Kaupo Kikkas)
21. Mai 2023
Für dieses irre Stück (E.W.Korngolds Klavierquintett op.15) müsste man die Epoche »Musikalisches Art déco« erfinden. Die halbe Stunde ist prall gefüllt mit Sentiment, mit überladenen Stimmen, mit süßen Melodiefragmenten, mit Abschweifungen in höchsten Sphären bei den vier Streichern. Für das Quintett braucht es ein erstklassiges Streichquartett, einen virtuosen Pianisten, und alle fünf brauchen gute Nerven. (...) Sie holten heraus, was herauszuholen war. Synthese, Einswerden war die Devise. Und die Übung gelang. Die Instrumente verschmolzen zu einem großen orchestralen Ereignis. (...) Eine echte Rarität steuerte Florian Noack vor der Pause bei. Drei Instrumentalnummern aus Sergej Rachmaninovs frühem Operneinakter »Aleko«, im Stoff Bizets »Carmen« verwandt. Noack selbst hat die Bearbeitung erstellt. Im Wissen um seine eigenen Fähigkeiten hat er sich großen Gestus auf die zehn Finger geschrieben. Rauschen, Donnern, Hämmern – großer Beifall.
Johannes Mundry/ HNA 23. Mai 23 (Foto: Jule Helene Leinpinsel)
Florian Noack, Klavier und das Eliot Quartett mit Maryana Osipova, Violine ∙ Alexander Sachs, Violine ∙ Dmitry Hahalin, Viola ∙
Michael Preuss, Violoncello
Wolfgang Amadeus Mozart Streichquartett F-Dur KV 590
Sergej Rachmaninov Suite aus »Aleko« – Oper in einem Akt (Eine Fassung für Klavier von Florian Noack)
Erich Wolfgang Korngold Quintett E-Dur für zwei Violinen, Viola, Violoncello und Klavier op. 15
»Music comes straight from the heart and talks only to the heart: it is love« (Sergej Rachmaninov)
Florian Noack (Foto: Monika Lawrenz)
Ragna Schirmer · Lars Vogt · Matthias Kirschnereit ∙ Konstantin Scherbakov ∙ Oliver Triendl · Christoph Berner · Christian Petersen ∙ Florian Noack ∙ Michael Kravtchin ∙ Natalia Ehwald ∙ Alexej Gorlatch
Mira Wang · Tatjana Masurenko ∙ Ingolf Turban ∙ Felicia Terpitz ∙ Pauline Sachse ∙ Fedor Rudin
Wolfram Geiss ∙ Emanuel Wehse ∙ Claudio Bohórquez
Vogler Quartett · Klenke Quartett · Quatour Danel ∙ Quatuor sine nomine ∙ Minguet Quartett · Quatuor Diotima ∙ vision string quartet ∙ Delian Quartett ∙ Henschel Quartett ∙ Eliot Quartett
Trio con Brio Copenhagen · Trio opus 8 ∙ Trio Déjà Vu ∙ Morgenstern Trio
Werner Güra · Salome Kammer · Klaus Mertens · Melanie Diener ∙ Benjamin Appl ∙ Traudl Schmaderer ∙ Ada Ferfecka ∙ André Schuen
Christian Brückner · Agnes Mann ∙ Marie Claire Ludwig ∙ Thomas Bockelmann ∙ Karl Gabriel von Karais · Jochem Wolff
Mithras-Oktett · Quintette Faust · Spohr-Ensemble Kassel ∙ Heinz Sauer, Saxofon & Michael Wollny, Klavier ∙ Puppentheater Halle ∙ Matthias Daneck, Percussion
Konzertverein Kassel e. V.
Vorstand: Walter Lehmann (Vorsitzender)
Karl Gabriel von Karais (Schriftführer)
Petra Woodfull-Harris (Schatzmeisterin)
Adresse: Konzertverein Kassel e. V.
Am Gutshof 9
34270 Schauenburg - Hoof
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